Das Gemälde heißt *Tanz um den Freiheitsbaum*. Könnte der Schwarze Mann mit dem weißen Turban im Vordergrund dieses Gemäldes dasselbe Gefühl von Freiheit erlebt haben wie die anderen Feiernden auf dem Grote Markt in Groningen im Jahr 1795? Die Männer und Frauen, die die französischen Besatzer als Befreier vom alten Regime des Prinzen von Oranien bejubelten?
Tanz um den Freiheitsbaum auf dem Grote Markt, 1795, Johann Ludwig Hauck
Am 14. Februar 1795 war auch in Groningen die Revolution Wirklichkeit. Das alte Regime wurde durch eine neue Regierung unter dem Motto Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit ersetzt. Auf dem Grote Markt wurde ein Freiheitsbaum gepflanzt, auf dem Martinitoren wehte eine französische Flagge, und auf dem äußersten rechten Schornstein spielte ein Schornsteinfeger Geige. Der zufällig in der Stadt anwesende Maler Johann Ludwig Hauck hielt dieses historische Ereignis in einem Gemälde fest, das später von der Stadtverwaltung erworben wurde.
Wir sehen eine fröhliche Menschenmenge, mit einem Schwarzen Mann im Mittelpunkt des Gemäldes. Leider wissen wir nicht mehr, wer diese Person war. War er ein freier Mann, ein Diener oder ein Nachkomme von amerikanischen Sklaven? Er spricht mit einem Offizier, möglicherweise einem der französischen Besatzer. Die Franzosen stellten den Sklavenhandel infrage und verurteilten ihn. Der niederländische Sklavenhandel wurde jedoch erst viel später, im Jahr 1863, offiziell abgeschafft.
Dies ist eines der wenigen Gemälde in der Museumssammlung, in denen eine Schwarze Person im Mittelpunkt einer historischen Erzählung steht. Viel häufiger sieht man die Ungleichheit, wie in Porträts des niederländischen Adels mit ihren versklavten Dienern.
Führung auf Papier
In der Sammlung des Groninger Museums gibt es viele Kunstwerke und Objekte, die eine Verbindung zur Sklaverei haben. Dieser Teil der Geschichte wurde in der niederländischen Geschichtsschreibung oft vernachlässigt – auch im Groninger Museum. Um dies zu ändern, bieten wir historische Hintergründe zu den aktuell im Museum ausgestellten Kunstwerken durch eine Führung auf Papier an.
Holen Sie sich die kostenlose Tour Sklavereivergangenheit: Eine andere Perspektive an der Informationsstelle im Museum.
Gegenerzählungen
Der Schriftsteller Vamba Sherif verfasste im Rahmen der Veranstaltung Bitterzoet Erfgoed (Bitteres Erbe) und der Ausstellung Zwart in Groningen (Schwarz in Groningen) eine Reihe von Gegenerzählungen. Die schwarzen Menschen auf den Kunstwerken in der Ausstellung sind namenlos. Sie wurden als Statussymbole verwendet, wodurch sie auf einen Teil des Dekors reduziert wurden und ihre Identität verloren ging. „Wir kennen ihre Geschichten nicht, ihre Kämpfe, ihre Träume nicht“, sagt Sherif. Doch sie waren viel mehr als „schwarze Diener“.
Sherif schrieb im Buch Bitterzoet Erfgoed eine spekulative „Seite aus einem Tagebuch“. Obwohl die Geschichten fiktiv sind, basieren sie auf historischen Fakten, mündlicher Überlieferung oder alten Erzählungen. Auch das Gemälde Tanz um den Freiheitsbaum auf dem Grote Markt war eine Inspirationsquelle.
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