REMBRANDT ODER NICHT?
1930 erhielt das Groninger Museum eine Reihe von Zeichnungen des Sammlers und Rembrandt-Experten Cornelis Hofstede de Groot. Das Rembrandt-Jahr 2019 gibt Anlass, einige dieser Zeichnungen näher zu betrachten: Ist es wirklich erstellt von Rembrandt oder wurde sie von einem seiner Schüler angefertigt?
SCHAU MAL GENAU ZU
Ein Schauspieler als Pantalone
Experten sind sich einig: Das ist ein echter Rembrandt. Mit wenigen flotten, präzisen Federstrichen ist hier Pantalone aufs Papier gebannt, eine Figur aus der italienischen Theatertradition der Commedia dell‘Arte. Es ist erstaunlich, wie es dem Zeichner gelingt, ohne weitere Raumandeutung Tiefe zu erzeugen. Bei genauerer Betrachtung erkennt man, dass das Gesicht mit feineren Linien gezeichnet ist als der Körper. Das ist typisch für Rembrandt. Dafür benutzte er eine Gänsefeder, für den Rest eine Rohrfeder. Die Zeichnung entstand vermutlich in der zweiten Hälfte der 1630er-Jahre. In dieser Zeit schuf Rembrandt noch mehr Zeichnungen von Schauspielern, die sich stilistisch ähneln.
Farm with large group of trees
Rembrandt fertigte auf seinen Streifzügen durch das Amsterdamer Umland verschiedene Landschaftszeichnungen an. Dieser hinter Bäumen versteckte Hof gehört vermutlich auch dazu. Die Bäume wirken in der beeindruckenden Darstellung wie vom Wind zerzaust. Ein wichtiges Indiz für die Zuschreibung ist der Sammlerstempel unten links vom Amsterdamer Sammler Jan Pietersz. Zomer (1641-1724). Aus einem zeitgenössischen Inventar wissen wir, dass Zomer ein Album mit rund 60 Landschaften besaß, die Rembrandt „nach dem Leben“ gezeichnet hatte. Es ist sehr wahrscheinlich, dass diese Landschaft ebenfalls aus der Sammlung stammt.
Elisha fed by the ravens
Dargestellt ist die alttestamentarische Speisung des Propheten Elias durch die Raben in der Wüste (1 Kön 17 1-16). Ein Mann sitzt an einem Felsen und streckt den Vögeln seine Arme entgegen. Aufgrund einiger „Schwächen“ wird diese Zeichnung nicht Rembrandt selbst zugeschrieben. Es ist beispielsweise nicht gut zu erkennen, worauf Elias eigentlich sitzt, und sein linker Arm wirkt kürzer als sein rechter. Wer die Konturen der Landschaft betrachtet, sieht, dass diese nicht aus kräftigen Linien bestehen, sondern aus kurzen Federstrichen. Dies wertet man als Indiz für eine unsichere Hand, die vielleicht eine Zeichnung des Meisters – oder eines Schülers – kopierte.
Bootswerft auf der Insel beim Overtoom
Ab den 1640er-Jahren erkundet Rembrandt die Umgebung in Amsterdam zeichnerisch. Zum einen übt er sich dadurch in der Landschaftswiedergabe, zum anderen sammelt er Motive, die er später in seiner Werkstatt einsetzen kann. Auf dieser Zeichnung ist „die Insel“ zu sehen, das Stück Land, wo der Overtoom und die Kostverlorenvaart aufeinandertrafen. Es ist eine ausgewogene Komposition. Die Darstellung erhält durch Lavierung mit dem Pinsel Dreidimensionalität. So entsteht der Eindruck einer Spiegelung im Wasser. Dank solcher „Kniffe“ wird die Authentizität der Zeichnung nicht angezweifelt.
REMBRANDT IM GRONINGER MUSEUM
Die Sammlungsausstellung zeigt bis einschließlich 12. December eine kleine Auswahl von Zeichnungen, die Rembrandt zugeschrieben wurden.